Kontext
Publikumsfrage: Herr Pilz, Sie sind ja auch Gründungsmitglied der Grünen. Jetzt kann ausgerechnet durch Ihr antreten der Fall eintreten, dass Die Grünen um den Einzug in das Parlament zittern müssen oder im worst-case Szenario gar nicht reinkommen. Jetzt haben Sie ja wahrscheinlich dort noch viele Bekannte und Freundschaften. Mich interessiert: wie geht es Ihnen emotional dabei? Wieviel grünes Blut fließt noch in einem Herrn Pilz? Mir gehts weniger um eine Antwort eines strategischen Politikers, sondern eines fühlenden Menschen Peter Pilz dabei.
Peter Pilz: Ich werde auch eine sehr persönliche Antwort geben. Das ist auch eine wichtige Frage. Für mich war das persönlich ein sehr schwieriger Prozess, schon vor dem Bundeskongress, weil ich ja diese Entfremdung gespürt habe. Und ich lasse in der Grünen Partei und im Grünen Parlamentsklub gar nicht so wenige Leute zurück, die ich als sehr wichtige Freunde, nicht nur als Berufskollegen, sondern als Freunde betrachte. Einen Harald Walser, eine Berivan Aslan und ich könnte jetzt viele aufzählen, auch in den Bundesländern. Das ist persönlich schwierig. Das zweite ist, ja ich habe diese Partei mitgegründet und damit geht man nicht leichtfertig um. Das sind 31 spannende und für mich extrem wichtige Jahre. Das wirft man ja nicht so einfach weg.
[Aussage]
Pilz weiter: Da habe nicht nur ich mir gedacht, um Gottes willen, wo ist die Hälfte unserer Wählerinnen und Wähler hin, nach Eurofighter-Erfolgen, nach Erfolgen gegen das Erdogan-Netzwerk, nach einem ehemaligen grünen Parteichef, der Bundespräsident geworden ist, wir haben ja geglaubt wir haben durch unsere Arbeit und unseren vielen Erfolge so viel Rückenwind, dass wir noch stärker werden. Plötzlich stellen wir im Mai fest: die Hälfte unserer Wählerinnen und Wähler hat uns den Rücken gekehrt. Und dann erklären bei uns Parteispitzen oder erklärten Parteispitzen, wir setzen den erfolgreichen Weg fort. Und da habe ich gesagt: ja wie können wir diese Menschen zurück holen? Weil wenn wir diese Menschen und das sind hunderttausende nicht zurück holen, entweder zu den Grünen oder in ein neues politisches Projekt, dann hat Schwarz-Blau gewonnen.